Warum heißt es eigentlich Heiligabend?
Heiligabend ist für alle Kinder der schönste Tag des Jahres. Hier wird zusammen unter dem Christbaum gesessen, ein gibt gutes Essen und die Geschenke dürfen ausgepackt werden. Dass an diesem Tag Jesus geboren sein soll, der der Menschheit als Sohn Gottes, die Erlösung brachte, ist dabei fast jedem hinlänglich bekannt. Doch warum wird der Heilige Abend so genannt, wie er genannt wird? Was steckt hinter Namensgebung und von wem und wo wurde sie in die Welt gesetzt?
Wir begeben uns heute auf die Spuren der Heiligen Nacht und wollen ergründen, welche Geheimnisse sich eventuell hinter diesem Wort verbergen.
Durch die Winde der Jahrhunderte
An erster Stelle muss eines festgestellt werden. Das genaue Datum von Jesu Geburt kennen wir bis heute nicht. Die Vermutungen erstrecken sich über die Monate Juli bis hin zu Februar. Einige Religionsexperten vermuten gar eine Geburt im Frühjahr. Doch die Kirche und die Evangelisten wählten das Datum des 24. Dezembers nicht ohne Grund. Es handelt sich um den Vorabend zur Wintersonnenwende, die sehr gut zu einem Fest des Lichtes passt.
Da die Tage nach dem Kalender der Antike nicht mit 0 Uhr, sondern mit dem Sonnenuntergang endeten, stellt der einsetzende Abend also bereits den Beginn des nächsten Tages dar. Dies ist auch der Grund, weshalb in vielen Ländern die Geburt Jesu auf den 25. Dezember datiert wird. Zudem erklärt es auch die Bezeichnung Heiligabend, was den Terminus Abend angeht. Da es sich früher hier schon um den neuen Tag handelte, ist somit der 1. Weihnachtsfeiertag gemeint.
Im sprachlichen Gebrauch
Nun könnte man sich das Heilig im Wort natürlich sehr leicht erklären. Da es sich um einen heiligen Tag handelt, wurde dieser Namenszusatz einfach hinzugefügt. Doch Tatsache ist, dass über viele Jahrhunderte hinweg dieser Begriff gar nicht existierte. Es entspricht zwar der Wahrheit, dass die Abende und Tage um Weihnachten herum von der Kirche für heilig erklärt wurden, nur interessierte dies in der Spätantike und im frühen Mittelalter niemanden. Kaum ein Mensch konnte lesen, geschweige denn den Kalender verstehen. Nur sehr wenige Menschen kannten überhaupt das Datum, an dem Sie geboren wurden.
Zu dieser Zeit wurde das gesamte Fest noch ohne Unterteilung „Weihnachten“ genannt. Allerdings liegt hier der Ursprung des Begriffes, denn wir heute als Heiligabend kennen.
So steht in der Predigtsammlung Speculum ecclesiae, welche um das 1170 herum entstand, geschrieben:
„diu gnâde diu anegengete sih an dirre naht: von diu heizet si diu wîhe naht.“
Übersetzt bedeutet dies so viel wie:
„Die Gnade kam zu uns in dieser Nacht: Deshalb heißt diese nunmehr Weihnacht.“
Aus diesem Bestandteil einer Predigt jener Zeit entlehnte sich dann der bayerische Dichter Spervogel:
„Er ist gewaltic unde starc, der ze wihen naht geborn wart: daz ist der heilige krist.“
Dies bedeutet übersetzt:
„Er ist gewaltig und stark, der zur Weihnacht geboren ward: Das ist der Heilige Christ.“
Da die germanische Wortwurzel „wiha“ mit heilig übersetzt wird, brachte Spervogel hier zum ersten Mal eine Verbindung von Weihnachten und dem als heilig bezeichneten Christus hervor. Diese Aussprache ging später in den Volksmund über. So wurde aus einer geweihten Nacht, schließlich die Heiligen Nächte.
Im weiteren Verlauf wurde Nächte mit Abend gleichgesetzt, denn durch die Tatsache, dass immer mehr Menschen den Kalender beherrschten und das Ende eines Tages nicht bei Sonnenuntergang angesiedelt war, fiel die Geburt Christi auf den Abend des 24. Dezember. Im Laufe der Zeit prägte sich so der Ausdruck Heiligabend in das Gedächtnis des Volkes ein.